Vor vierzig Jahren betrat ein Safeknacker namens Jan-Erik Olsson die Sveriges Kreditbank in Stockholm, bewaffnet mit einer Maschinenpistole, einem Messer, einem Transistorradio, Sprengstoff und langen Seilen. Er hatte ein Ziel vor Augen: die Bank auszurauben. Doch was dann geschah, veränderte das Leben derjenigen, die während der sechstägigen Belagerung als Geiseln genommen wurden, und führte zu einem berühmten psychologischen Begriff.
Als Stockholm-Syndrom bezeichnet man das Phänomen, das auftritt, wenn Menschen mit Machtungleichgewichten, beispielsweise Entführten, positive Gefühle und Bindungen zu ihren Entführern oder Tätern entwickeln. Trotz seiner Berühmtheit ist das Stockholm-Syndrom keine psychische Störung – es ist nicht einmal im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) aufgeführt, dem Buch, das von medizinischem Fachpersonal weltweit verwendet wird. Es ist auch keine Liebe – es ist eher eine Ansammlung von Symptomen, darunter Trauma-Bindung, Misshandlungssyndrom und erlernte Hilflosigkeit, so Medical News Today.
Meistens tun Menschen, die diese Gefühle entwickeln, dies aus Angst und haben kein wirkliches Mitgefühl mit ihren Entführern. Als beispielsweise Patty Hearst 1974 von Mitgliedern der Symbionese Liberation Army entführt wurde, wehrte sie sich gegen den Vorwurf, am Stockholm-Syndrom zu leiden, und behauptete, sie habe nur Mitleid mit ihren Entführern, weil diese gedroht hätten, ihre Familie zu töten. Später gab sie zu, dass sie kein Stockholm-Syndrom hatte, sondern einfach Angst vor ihren Angreifern hatte. Dies ist ein wichtiger Punkt, da es für Opfer häuslicher Gewalt und anderer Arten von Missbrauch möglich ist, eine Beziehung zu ihren Tätern aufzubauen, die für sie genauso gefährlich sein kann wie der Missbrauch selbst. stockholm syndrom